Gendergerechte, geschlechtergerechte oder geschlechtsneutrale Sprache: Für das Problem, dass häufig die weibliche, die diverse und die männliche Form von Berufs- und Personenbezeichnungen genannt werden sollen, gibt es keine einheitliche Regelung. Aber was ist fürs Online-Marketing die beste Strategie? Und wie geht die Suchmaschine mit verschiedenen Gender-Schreibweisen in der Suchanfrage um?
Was Du in diesem Artikel erfährst:
- Wie man pragmatisch mit gendergerechter Sprache im SEO umgeht
- Wie Google gendergerechte Suchanfragen verarbeitet
- Warum die Lösung jetzt nicht für alle Ewigkeiten gelten muss
- Wie man in TermLabs.io eine gute Lösung findet, Texte für die Suchmaschine gendergerecht zu optimieren
- Special Edition des 121STUNDENtalk zum Thema „Wie Gendern dein SEO verändert“
Der Titel sagt es schon, es geht in diesem Artikel um das Gendern, also gendergerechte Sprache und wie man damit im SEO umgehen kann. Vielen Unternehmen ist es wichtig, dem zunehmenden Interesse der Nutzerinnen und Nutzer an gendergerechter Sprache entgegenzukommen. Welche Motivation man den Unternehmen auch unterstellen möchte – Fakt ist, dass für Texte eine zufriedenstellende Lösung her muss.
Denn wie spricht man seine Zielgruppe ideal an? Und welche sprachliche Lösung kommt den Bedürfnissen von Zielgruppe und Unternehmen am meisten entgegen? Hat man eine Lösung gefunden, so muss diese auch geeignet sein, damit die Inhalte online gut gefunden werden. Hier kommt SEO also wieder ins Spiel.
Ein von uns sehr geschätztes Tool zu Erstellung von Content ist TermLabs.io. Daher untersuchen wir, welche Schreibweisen in Suchanfragen geeignet sind, die Zielgruppe passend anzusprechen und gleichzeitig eine gute Auffindbarkeit in Suchmaschinen zu gewährleisten.
TermLabs.io ist ein Tool zur Analyse und Bewertung von Content. Wie auch Suchmaschinen bewertet TermLabs.io die jeweiligen Dokumente im Kontext der gestellten Suchanfrage und allen vorhandenen Dokumenten. So gewährt das Tool Einblicke, wie der geschriebene Text selbst und die Konkurrenz zu einer bestimmten Suchanfrage dastehen.
Kurzübersicht: Diese Vorschläge zu gendergerechter Sprache gibt es aktuell für die deutsche Sprache
Um jeweils beide Geschlechter anzusprechen, gibt es schon zahlreiche Vorschläge. Und ja, indem ich hier „zwei Geschlechter“ schreibe, verliere ich wahrscheinlich schon einige Leser. Die deutsche Grammatik kennt allerdings nur drei Geschlechter: weiblich, sächlich und männlich. Hier geht es rein um das grammatikalische Geschlecht (Genus) von Substantiven und nicht um die Art, über welches biologische Geschlecht (engl. sex) sich ein Mensch definiert. Denn das Mädchen ist in der Grammatik sächlich, sein biologisches Geschlecht ist jedoch weiblich.
In Deutschland haben wir zwar das dritte Geschlecht im Gesetz verankert, wie dies aber sprachlich umgesetzt werden soll, dazu gibt es noch keine verbindliche Regelung. In der Bezeichnung des Geschlechts hat sich neben weiblich und männlich nur divers durchgesetzt. In Stellenausschreibungen heißt es nur häufig „Verkäufer (w/m/d) gesucht“, womit man alle Geschlechter einschließen will. Allerdings haben wir noch nicht definiert, wie eine Substantivform aussehen soll, die das dritte Geschlecht repräsentiert.
Im Folgenden stelle ich daher die gängigsten Schreibweisen vor, die sich auf die Nennung der zwei Geschlechter beziehen, für die wir grammatikalische Regelungen haben. Die Sonderzeichen stehen als Symbol dafür, dass alle sozialen Geschlechter inkludiert werden.
Nennung beider Geschlechter, die weibliche Form zuerst
Die einfachste Art, diesem Problem beizukommen, ist, beide Formen zu nennen. So schreibt es sich sehr einfach von Politikerinnen und Politikern und Verkäuferinnen und Verkäufern. Aber es ist natürlich lang und ermüdend zu lesen.
Gendersternchen zur gendergerechten Formulierung
Viel Aufsehen für ein kleines Zeichen: Viele Menschen befürworten die Verwendung eines Sternchens, um klarzustellen, dass beiderlei Personen sowie nichtbinäre und diversgeschlechtliche Personen gemeint sind. So kommt es dann zu Politiker*innen und Verkäufer*innen. Bei Müllmännern scheitert man allerdings schon mit dem Sternchen.
Gender Gap
Unter dem Begriff Gender Gap versteht man, dass zwischen der männlichen und der weiblichen Form eines Substatives eine Lücke mit Hilfe eines Unterstrichs verdeutlicht wird. Die Formulierung wäre dann als Politiker_innen und Verkäufer_innen zu lesen. Aber es geht auch ohne Unterstrich. Dann muss der Leser allerdings Politiker innen und Verkäufer innen als ein Wort begreifen und nicht als ein Konstrukt, das etwas innen Seiendes oder Liegendes beschreiben soll.
Doppelpunkt zur gendergerechten Formulierung
Auch der Doppelpunkt als Trennung zwischen den Geschlechtern ist eine vieldiskutierte Variante, auf kurzem Wege beide Geschlechter ansprechen zu können. So landet man bei Politiker: innen und Verkäufer:innen. Wie beim Gendersternchen ist auch hier keine Lösung für alle Fälle gefunden.
Gendern mit Binnen-I
Von PolitikerInnen und VerkäuferInnen wird schon etwas länger geschrieben. Schön sieht die Variante nicht aus, das Binnen-I kann mit einem kleinen „L“ verwechselt werden und macht im Ganzen den Eindruck, als wenn man nur das Minimum an Arbeit und Überlegung in die Formulierung investiert habe. Varianten des Binnen-I sind der Schrägstrich (Verkäufer/innen oder auch Verkäuferinnen/Verkäufer) oder die Schreibung der Endung der weiblichen Form in Großbuchstaben (PolitikerINNEN).
Substantiviertes Partizip Präsens
Häufig begegnet uns schon das substantivierte Partizip Präsens, nämlich immer dann, wenn von Mitarbeitenden und Studierenden die Rede ist. Bei dieser Verwendung hat man das Problem der Geschlechternennung einfach vermieden. Sprachpuristen können nun allerdings kritisieren, dass mit dem Partizip Präsens immer ein gleichzeitiger Zustand ausgedrückt werden soll. Nun ist der Student aber nicht immer studierend anzutreffen, sondern auch lesend, essend oder schlafend. Allerdings ist sein Status, zum Beispiel in der Krankenversicherung, gleichbleibend – egal, ob er nun isst, schläft oder liest.
Welche Genderings versteht Google aktuell?
Um nun aber die passende Form der Nennung beider Geschlechter für den eigenen Text zu finden, die auch die Suchmaschine im intendierten Sinne verarbeitet, lohnt sich ein Blick auf die Suchanfragen und wie Google eine gendergerechte Schreibung einer Suchanfrage verarbeitet.
Sucht man in Google nach dem Begriff „Verkäuferin“, erhält man folgendes Ergebnis:
Die Suchmaschine interpretiert die Anfrage als eine Suche nach einer Anstellung und zeigt daher schon lokalisierte Stellenangebote in meiner Region an.
Die Gegenprobe allerdings zeigt, dass Google in der Suchanfrage „Verkäufer“ eher das generische Maskulinum sieht und wirft folgendes Ergebnis aus:
Die Frage ist, ob Google mit einer gendergerechten Anfrage zurechtkommt. Im Falle des Doppelpunkts wirft Google folgendes aus:
Der Doppelpunkt wird nicht dargestellt. Das System erkennt nur, dass hier eine Suchanfrage mit einem Sonderzeichen in das Suchfenster eingegeben wurde. Mit der üblichen Tokenisierung erkennt die Maschine, dass es sich um „Verkäufer in“ handelt. Da „Verkäufer“ das generische Maskulinum repräsentiert, werden hier Ergebnisse zu Frauen und Männern ausgespielt.
Anderes Suchwort, anderes Ergebnis: Suche ich in Google nach Politiker:in, dann scheint Google vor allem den Teil vor dem Doppelpunkt zu erfassen.
Vor allem an den verwandten Suchanfragen fällt auf, dass der Doppelpunkt nicht als Indikator erkannt wird, dass Politik betreibende Menschen beiderlei Geschlechts gesucht werden. Was nicht verwundert, wenn man sich vor Augen hält, wie Tokenisierung funktioniert – die Interpunktion wird als Signal zur Segmentierung der Sprache genutzt. Es bleibt der Stamm „Politiker“ und das ist die generische Form, die Frauen und Männer umfasst.
Sucht man nach dem gegenderten Plural „Politiker:innen“, so verarbeitet Google die Anfrage wieder als eine, die Frauen und Männer gleichermaßen meint. Aber dies ist wohl eher dem Fakt geschuldet, dass die Maschine hier mehr Zeichen zur Interpretation zur Verfügung hat und der Doppelpunkt als Tippfehler interpretiert wird. Daher fragt Google auch sicherheitshalber noch einmal nach, ob man nicht doch „Politikerinnen“ meinte.
Betrachtet man die SERP zur Suchanfrage „Politiker“, so wird klar, dass Google das generische Maskulinum nicht immer voraussetzt oder annimmt, denn zu dieser Suchanfrage werden nur explizit männliche Vertreter in der Politik auflistet. Einzig in der Bildergalerie sind auch Bilder von Politikerinnen zu finden.
Daher schaue ich auf die Suchanfragen. Es gibt bei bestimmten Themen Suchanfragen zu explizit weiblichen Berufsbezeichnungen. In unserem Fall war es die Rechtsanwältin für ein bestimmtes Rechtsgebiet. Daraus ziehe ich den Schluss, dass die weibliche Form der Berufsbezeichnung wichtig ist für die Nutzerin oder den Nutzer.
Nun ist das gewählte Beispiel ein wenig unfair oder zumindest gemein, da es bei Rechtsanwalt und Rechtsanwältin bei der weiblichen Form eine Lautverschiebung gibt. Das macht das Finden einer grammatikalisch korrekten Schreibweise für beide Geschlechter umso komplizierter. Ich will aber trotzdem bei dem Beispiel bleiben, weil es sehr anschaulich darstellt, in welche textlichen Schwierigkeiten man rennt.
Bevor ich einen Text schreibe, schaue ich immer in TermLabs.io und sehe mir die Top-10-Keywords zu einer Suchanfrage in der TF/IDF-Analyse an. Dabei habe ich festgestellt, dass bei der Suchanfrage „Rechtsanwalt in Berlin finden“ explizit das Keyword „Rechtsanwältinnen“ aufgeführt ist. Deshalb habe ich anhand dieses Textes geprüft, welche Art der Nennung am besten geeignet ist, um beiderlei Geschlechter anzusprechen.
Richtig Gendern: Der Praxis-Test in TermLabs.io
Mit TermLabs.io prüfen wir, welche Terme in der SERP Verwendung finden und ob ein Text die nötige Relevanz zu einem Thema aufweist. Umgekehrt kann man daher ablesen, welche Terme die ersten 20 Ergebnisse in der SERP verwenden und wie Google die Terme erkennt.
Bei der Nennung beiderlei Geschlechts zeigt TermLabs.io erwartungsgemäß kein Problem, die ausgeschriebene Berufsbezeichnung korrekt zu erkennen und auszuwerten.
Bei der Schreibweise mit dem Genderstern kann TermLabs.io nicht erkennen, dass es sich um ein Wort handeln soll, die Auswertung erkennt die Schreibweise „Rechtsanwält*innen“ schlicht nicht.
Nutzt man den Gender Gap, dann kann TermLabs.io diesen ebenfalls nicht erkennen. In dem Text wurde der Term „Rechtsanwält_Innen“ genutzt.
Mit dem Doppelpunkt in der Schreibweise „Rechtsanwält:Innen“ kommt TermLabs.io ebenso wenig klar. Auch hier wird das Generische Femininum nicht als ein solches erkannt.
Die Schreibweise „RechtsanwältInnen“ mit großem Binnen-I kann TermLabs.io dagegen interpretieren und auswerten.
Die Formulierung mit einem Substantivierten Partizip Präsens habe ich hier nicht mehr untersucht, da es bei Rechtsanwältin und Rechtsanwalt nur die Möglichkeit gäbe, sie als „Rechtsberatende“ zu bezeichnen. Das ist grammatikalisch zwar richtig, sucht aber kaum jemand, da es nicht zum normalen Sprachgebrauch zählt. Viel sinnvoller ist es daher, in manchen Fällen von Rechtsbeistand zu sprechen, möchte man einmal variieren. Aber auch ein davon abgeleitetes „Rechtsbeistehende“ ist weit entfernt vom Sprachgebrauch und daher nicht als Lösung in Betracht zu ziehen.
Gendern in Titles & Descriptions und Überschriften – Text mit Extra-Herausforderung
Ist man bei einem Text schon herausgefordert, eine sinnvolle und ansprechende Formulierung zu finden, so ist die Herausforderung ungleich höher, die Anforderungen in Titles und Description und in Überschriften umzusetzen.
Bei Titles und Descriptions haben wir jeweils nur eine begrenzte Anzahl Pixel zur Verfügung. Daher muss hier etwas geknausert werden, eine Nennung beider Geschlechterformen fällt daher aus. Bleibt also die Frage, welche der Darstellungsvarianten zur Nennung beider Geschlechter geeignet ist, um in der SERP ein optimiertes Snippet zu platzieren.
Eine Überschrift muss für Leserinnen und Leser prägnant und relevant sein, damit sie entscheiden können, ob der Textinhalt zum Interesse passen könnte. Die Suchmaschine braucht ein eindeutiges Signal, damit verarbeitet werden kann, worum es in dem Artikel geht.
Einerseits kann man die Suchanfragen in Google als einen Indikator nehmen, welche Schreibweise sicher erkannt wird. Aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit der Prüfung: Googles Natural Language API. Hier kann man schauen, wie Google Worte erkennt und daraus schließen, ob die verwendete Schreibweise im tatsächlich intendierten Sinne verarbeitet wird.
Kehren wir zu dem einfachen Beispiel „Verkäufer“ und „Verkäuferin“ zurück. Die Natural Language API erkennt „Verkäufer“ wie folgt als ein Nomen im Singular.
Die Analyse der API birgt jedoch das Problem, dass „Verkäufer“ sowohl die singulare als auch die plurale Form ein und desselben Nomens ist.
Den Term „Verkäuferin“ erkennt die API ebenso:
Für Googles Natural Language API macht es also keinen Unterschied, ob die männliche oder weibliche Variante genutzt wird. Der Term wird auf die gleiche Weise erkannt und klassifiziert.
Um die Frage der Plural-Erkennung zu klären, also noch die Abfrage zu „Verkäuferinnen“.
Die API erkennt hier nicht, dass es sich um ein Nomen im Plural handelt.
Kommen wir zu den Schreibweisen, mit denen sich viele Menschen eine gleichzeitige Ansprache aller Geschlechter erhoffen. Wie wird also „Verkäufer*in“ analysiert?
Die Natural Language API erkennt hier korrekterweise, dass es sich um ein Nomen im Singular handelt. Weiterhin wird erkannt, dass ein Sonderzeichen folgt und darauf eine Apposition, nämlich „in“ wie bei „Es liegt eine Gurke in der Tasche.“. Die API kann aus der Analyse nicht schließen, dass es hier ein Begriff gemeint ist, der beiderlei Formen, also „Verkäuferin“ und „Verkäufer“ ansprechen soll.
Die Schreibweise mit dem Unterstrich als Zeichen für den Gender Gap analysiert die Google-API so:
Auch hier wird das als Nomen im Singular erkannt. Alles andere, was danach folgt, wird jedoch ignoriert. Was das für die Bewertung durch die API bedeutet, kann man zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
Bleibt die Frage, wie es bei der Schreibweise mit dem Doppelpunkt funktioniert.
Den Doppelpunkt als Schreibweise für beiderlei Geschlechterformen analysiert die API nun wieder als ein Nomen im Singular, ein Sonderzeichen und die Apposition „in“.
Das Binnen-I wird von der API ignoriert, im Sinne von nicht erkannt, dass es um zweierlei Geschlechterformen geht. In der Analyse sieht das Ergebnis daher auch aus, als hätte man „Verkäuferin“ eingegeben und das große Binnen-I wäre ein Tippfehler.
Um zu schauen, ob das immer der Fall ist, machen wir also die Gegenprobe mit der Pluralform und dem Binnen-I.
Die API erkennt hier nicht, dass es sich um eine Pluralform eines Nomens handelt. Ganz offensichtlich versteht die API das Binnen-I hier nicht als einen Tippfehler. Vielmehr lässt die Gegenprobe darauf schließen, dass die API nur den Teil des Wortes bis zum Binnen-I analysiert hat, also „Verkäufer“.
Eine Alternative zum Binnen-I ist die Schreibweise mit Querstrich und Anhängen der femininen Endung. Der Vollständigkeit halber haben wir auch dazu eine Abfrage in der API gestartet.
Auch diese Schreibweise führt nicht dazu, dass erkannt wird, dass hier Verkaufspersonal beiderlei grammatikalischen Geschlechts gemeint ist.
Gendergerechte Sprache im SEO: Viel Abfrage, wenig Erkenntnis?
Doch was tun beim Verfassen von sinnvollen und gendergerechten Titles & Descriptions? Wir haben zu dem Thema Titles & Descriptions effizient schreiben schon einmal einen Blogartikel veröffentlicht, von daher will ich darauf nicht näher eingehen.
Da die Google Natural Language API nur die voll ausgeschriebenen Schreibweisen sicher erkennt und auch nicht sicher genug eine Plural-Form erkennt, scheint es hier die sinnvolle Herangehensweise zu sein, beim Singular zu bleiben. Zumindest so lange, wie es für die Seite und den Inhalt passend und zutreffend ist.
Dies gilt natürlich nicht nur für Titles und Descriptions, sondern auch für Überschriften. Denn auch hier ist der Platz begrenzt. In nur wenigen Worten muss die Leserin oder der Leser erkennen können, worum es im Text geht. Prägnanz und Relevanz sind gefordert, damit das Signal an den Leser eindeutig ist. Für die Suchmaschine muss genau das Keyword in der Überschrift genannt werden, mit und zu dem man ranken will. Dazu ist es jedoch wichtig, dass die Suchmaschine das wichtigste Keyword auch korrekt verarbeiten kann.
Unsere Vielzahl von Abfragen zeigt, dass Googles Natural Language API zu diesem Zeitpunkt die verschiedenen Vorschläge zu gendergerechten Schreibweisen von Nomen nicht erkennt. Daraus muss man schließen, dass nur eine Nennung der grammatikalisch korrekten Form des jeweiligen Nomens sinnvoll ist, will man eine sichere Erkennung des wichtigsten Terms in Überschrift, Titles und Description und Text erreichen.
Richtig gendern im SEO – Wie wir vorgehen
Genderstern, Doppelpunkt und Gender Gap sind für SEO ungeeignet, will man in Google zu einem guten Ranking für Keywords kommen, die in ihrer grammatikalischen Form unterschiedliche Ausprägungen für die weibliche und die männliche Form haben. Denn „Rechtsanwalt:innen“ wird von Google zu „Rechtsanwalt“ aufgelöst, „Rechtsanwält:innen“ wird ebenfalls zu „Rechtsanwalt“ aufgelöst.
Das heißt in der Praxis, dass man die männliche Form schreiben muss, will man zu der männlichen Form ein gutes Ranking erzielen. Heißt: Will man zu „Politiker“ gut ranken, schreibt man „Politiker“.
Soll ein gutes Ranking für eine weibliche Form erreicht werden, zum Beispiel „Politikerin“, dann muss das Keyword auch genauso geschrieben werden: „Politikerin“. Denn „Politiker:in“, „Politiker*in“ und „Politiker_in“ werden bis zu dem Sonderzeichen von Google interpretiert und damit als männliches Nomen im Singular bewertet. Die Google-Suche kann die unterschiedlichen Schreibweisen nicht erkennen und somit nicht auswerten. Gleiches gilt für Googles Natural Language API.
Ist es einem egal, dass man zu der grammatikalisch maskulinen Form rankt, dann kann man die aufgeführten und untersuchten Gender-Formen verwenden. Dies sollte konstant sein, damit es für Leserinnen und Leser angenehmer ist. Aus SEO-Sicht spielt die Schreibweise in dem Fall dann keine Rolle.
Genderings spielen nämlich in der Suchanfrage kaum eine Rolle. Stellt man in Google Trends die Suchanfragen gegenüber, dann sieht man sehr schnell, dass die männliche Form von Nomen deutlich häufiger bei Personenbezeichnungen gesucht wird.
Auch bei der Suche nach Personen in der Politik dominiert die männliche Form:
Medizinisches Personal trifft es genauso. Auch hier dominiert die männliche Form in der Suchanfrage:
Das liegt jedoch nicht daran, dass wir alles alte weiße Männer sind, sondern daran, dass wir faule Tipper sind. Und vor allem, weil ein großer Teil von uns mit dem generischen Maskulinum aufgewachsen ist und dieses gebraucht. Denn keiner von uns würde den Satz „Du solltest mal zum Arzt gehen!“ so interpretieren, dass nur männliches, medizinisch ausgebildetes Personal mit einem Doktortitel aufgesucht werden soll. Auch die Aussage „Raucher sind stärker von Lungenkrebs bedroht als Nichtraucher.“ interpretiert die Raucherin nicht als ein Problem, das sich ausschließlich und exklusiv auf männliche Personen bezieht, die rauchen.
Zu beachten ist jedoch, dass es hier bisher einzig um die Suchanfrage geht. Für einen Fließtext ist eine andere Herangehensweise erforderlich. Hier muss ich entscheiden, welche Form des Genderings für meine Zielgruppe geeignet ist. Hilfreich ist es auch im Hinterkopf zu behalten, dass man das Rad nicht neu erfinden muss. Denn TermLabs.io bietet eine neue Funktion, mit der die Genderings der ersten 20 Treffer in der SERP zum eigenen Keyword anzeigt.
Unter dem Menüpunkt „SERP Genderings“ kann man nun einen Überblick darüber erhalten, wie die Mitbewerber das Gendern handhaben. Als Beispiel ist hier die Abfrage zu „Politikerinnen“ gezeigt.
In dieser Darstellung kann man ablesen, welche Genderings verwendet werden und wie oft sie in einem Text vorkommen. Dies stellt eine immense Entscheidungshilfe dar, denn man kann auf einen Blick sehen, welche Genderings genutzt werden und wo die jeweiligen Inhalte in der SERP stehen.
Die stärkste Entscheidungshilfe ist, wenn man auf den Text an sich schaut, bevor man eine Standard-Lösung wählt. Wie sieht ein Text aus, wenn man zum Beispiel mit Hilfe des Gender Gaps eine zufriedenstellende Lösung und einen lesbaren Text erhalten will? Letzteres wird schon schwieriger. Denn wenn man auch nur einen Artikel oder ein Adjektiv zum Substativ stellt, dann gerät der Satz grammatikalisch aus den Fugen.
„Finden Sie jetzt Ihre Rechtsanwalt_in in Berlin und kommen Sie zu Ihrem Recht.“
Auch das Personalpronomen stellt einen vor Herausforderungen. Denn welches soll hier gewählt werden? Die Gesellschaft für deutsche Sprache kritisiert, dass bei generischen Formen vom Lesenden immer abgewägt werden muss, ob das eigene Geschlecht tatsächlich mitgemeint ist, oder nicht. Wenn man sich, wie in diesem Beispiel, für das Personalpronomen „Ihre“ entscheidet, dann muss beim Lesen noch darüber nachgedacht werden, ob hier Frauen und Männer gemeint sind. Ein Text im Online-Marketing sollte jedoch mehr Fragen beantworten als Fragen aufwerfen.
Nun hat man gerade in einem Text sehr viel Platz. Das Argument, die Nennung beiderlei Geschlechter verbrauche zu viele Wörter, ist für mich ein äußerst schwaches. Es ist nicht so, dass man pro Wort einen bestimmten Betrag zu zahlen hat – Wörter sind in Hülle und Fülle da und dürfen nach Herzenslust verschwendet, also genutzt werden. So lange noch immer nachvollziehbar bleibt, was man eigentlich ausdrücken möchte, sehe ich hier keine Notwendigkeit geizig zu werden.
Eine Einschränkung muss man jedoch machen: In Titles und Descriptions ist der Platz limitiert, hier muss ökonomisch vorgegangen werden. Da die Sonderzeichen wie Stern und Doppelpunkt nicht als Teil des Wortes erkannt werden, kann man nicht von einer sicheren Darstellung in der SERP ausgehen. Auch kann Google anscheinend nicht hinreichend erkennen, was hier genau gemeint ist. Daher ist unsere Schlussfolgerung, dass nur die Nennung beider grammatikalischer Geschlechter zu einer sicheren Analyse führt. Will man genderneutral formulieren, sollte man sich auf Begriffe stützen, die an sich neutral sind.
Erfolgreich gendern im SEO – Ein Fazit
Ich erwähnte schon, dass das hier gewählte Text-Beispiel von „Rechtsanwalt und Rechtsanwältin“ wegen der Lautverschiebung in der femininen Form problematisch ist. Daher lassen sich auch hier keine einfachen Lösungen finden. Es gibt eine große Anzahl Berufsbezeichnungen, bei denen ein Anhängen der femininen Form einfach und simpel zu machen ist. Will man jedoch eine grundsätzliche Entscheidung treffen, wie man mit beiderlei Nennung verfahren will, so muss man die komplizierten Fälle mitbetrachten.
Nun gibt es oftmals die Lage, dass ein Unternehmen gendern möchte, das Suchvolumen jedoch für die maskuline Form des Nomens deutlich höher ist. Wie also nun verfahren, um im SEO erfolgreich zu sein und dem Unternehmen und seinem Wunsch nach gendergerechter Sprache sinnvoll nachzukommen?
Die pragmatische Entscheidung für SEO-Content ist, das Nomen zu verwenden, zu dem man in Titles und Description ein Ranking erzielen will, also den „Rechtsanwalt“, wenn man dazu ein Ranking erzielen will. In Texten kann man dann beiderlei Geschlechterbezeichnungen verwenden und die weibliche Form zuerst nennen. Wo immer möglich, verwenden wir in Absprachen mit dem Kunden geschlechtsneutrale Formulierungen in den Texten. Team sagt genauso viel aus wie Mannschaft. Die Fachkraft ist genauso kompetent wie der Fachmann, dafür schließt sie beide Geschlechter ein. Stößt man auf einen Fall wie Rechtsanwältin, dann versucht man möglichst ausgeglichen zu formulieren und beiderlei Formen zu verwenden, sowie die weibliche und männliche Form abwechselnd zu nennen.
Hat man einen neutralen Begriff als Suchanfrage wie zum Beispiel „Teppichläufer“, dann spielt es für SEO keine Rolle, ob im beschreibenden Text später die Kundinnen, die Kund:innen, die Kund*innen, die KundInnen, die Kund_innen oder die Kund innen und Kunden diesen für die Wohnung bestellen. Hier ist man in der Texterstellung genauso frei, wie es einem die Zielgruppe erlaubt.
Zu guter Letzt sollte man bei der Erstellung von SEO-Content eines nicht vergessen: Im Online-Marketing lesen die Menschen die Texte freiwillig und nicht, weil sie müssen. Hier ist es umso wichtiger, den Service beim Lesen mitzudenken!
Wer noch Spaß an der weiteren Lektüre oder Diskussion hat, dem empfehle ich folgende Artikel und Webseiten:
Wie Gendern dein SEO beeinflusst – Special Edition des 121STUNDENtalk
Mit Sarah-Yasmin Hennessen und Patrick Klingberg habe ich in der Special Edition des 121STUNDENtalk über das Gendern gesprochen. Natürlich ging es dabei um SEO, Rankings und sinnvolle Lösungen. Zu viel will ich aber nicht verraten – schau‘ doch einmal rein:
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Mehr InformationenKira Melzer
Ehemalige Content Managerin & Content Consultant
Kira Melzer war mehrere Jahre lang ein geschätztes Mitglied von [get:traction]. In ihrer Zeit als Content Managerin & SEO Consultant hat sie ihren Kunden stets ihre Begeisterung für Content und Publisher SEO vermittelt.
1 Kommentar:
Die Diskussion um gendergerechte Sprache ist äußerst relevant und aktuell. Es ist beeindruckend zu sehen, wie verschiedene Ansätze entwickelt wurden, um dieses komplexe Thema anzugehen. Die Nennung beider Geschlechter, wobei die weibliche Form zuerst genannt wird, ist eine einfache, wenn auch längere Lösung.
Was mich besonders fasziniert, ist die Untersuchung, wie Google mit gendergerechten Suchanfragen umgeht. Die Ergebnisse variieren je nach Suchbegriff, was zeigt, dass es noch Raum für Verbesserungen gibt. Es ist wichtig, dass SEO-Berater dies berücksichtigen, um sicherzustellen, dass Inhalte online gut gefunden werden. Insgesamt ist dieser Artikel eine wertvolle Ressource für IT-Berater und alle, die sich mit SEO und gendergerechter Sprache auseinandersetzen. Es ist großartig zu sehen, wie die digitale Welt sich weiterentwickelt und sich an soziale Veränderungen anpasst.